Fachkräftemangel: Wie gelingt die erfolgreiche Mitarbeitergewinnung? Ein Experteninterview mit Hagen Uhlemann

Frage: "Herr Uhlemann, warum finden Unternehmen keine Mitarbeiter?"

Uhlemann: "Vor allem in Deutschland führt die sinkende Geburtenrate zu einem immer größer werdenden Problem auf dem Arbeitsmarkt. Dadurch entsteht ein sehr kleiner Pool an potenziellem Personal – wovon die besten Talente zu den großen Marken gehen, was daran liegt, dass diese viel sichtbarer sind. Also, was sollten kleine und mittlere Unternehmen tun? Können sie nicht mit den Großen mithalten? Ich denke schon. Hier ist es wichtig zu erkennen, dass nicht das größte und stärkste Unternehmen gewinnt, es gewinnt das Unternehmen mit der größten Sichtbarkeit. Also ist es entscheidend, genau dort sichtbar zu werden, wo das zukünftige Personal ist."

Frage: "Wo findet man denn die passenden Mitarbeiter?"

Uhlemann: "Es kommt darauf an, ob die potenziellen Fachkräfte gerade auf der Suche nach einer neuen Stelle sind oder ob sie sich bereits in einer Position befinden. Die klassische Stellenanzeige auf gängigen Jobportalen funktioniert immer noch, wenn man weiß, wie man eine gute Anzeige schreibt. Das funktioniert allerdings nur bei aktiv Suchenden. Deswegen ist es wichtig, auf allen Portalen präsent zu sein. Wenn der Arbeitnehmer bereits beschäftigt ist, nützen Stellenanzeigen selten etwas – hier müssen neue Wege gegangen werden. Einer dieser Wege ist zum Beispiel Social Media."

Frage: "Wie genau funktioniert das Finden von Fachkräften über Social Media?"

Uhlemann: "Wenn man sich dafür entscheidet, die Rekrutierung über Social Media durchzuführen, ist es wichtig, die Zielgruppe angemessen anzusprechen. Dies setzt sich zusammen aus der korrekten technischen Ausrichtung der Kampagne, dem passenden Bildmaterial und einem einfachen Bewerbungsprozess. Alles zusammen ist ein hochkomplexes Feld, in dem man viel Geld verlieren kann, wenn man nicht weiß, wie es richtig gemacht wird. Wenn jedoch die Zeit und die Mühe investiert wird, um alles richtig zu machen, kann sich die Investition in eine Social Media-Kampagne für das Unternehmen lohnen."

Frage: "Welche Herausforderungen haben KMUs noch zu bewältigen?"

Uhlemann: "Was sehr wichtig für kleinere Unternehmen ist, ist Mitarbeiterbindung. Mitarbeiterbindung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen. Um langfristig attraktiv zu bleiben, ist es notwendig, eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen. Eine starke Arbeitgebermarke zeichnet sich durch ein klares und erkennbares Profil aus. Sie stellt sicher, dass das Unternehmen sowohl intern als auch extern als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird. Eine starke Arbeitgebermarke zieht die besten Talente an und hält sie langfristig im Unternehmen."

Frage: "Wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter langfristig binden?"

Uhlemann: "Ganz einfach: durch eine starke Arbeitgebermarke. Wenn man eine starke Arbeitgebermarke aufbaut, bindet man seine Mitarbeiter länger."

Frage: "Herr Uhlemann, was ist eine starke Arbeitgebermarke für Sie?"

Uhlemann: "Eine, die hält, was sie verspricht."

Frage: "Ist das Ihr Ernst?"

Uhlemann: "Natürlich gibt es noch ein bisschen mehr, was zu einer starken Arbeitgebermarke dazugehört. Aber zu halten, was man verspricht, das ist der Anfang.

Wenn man sich mal mit großen Marken wie Siemens oder Adidas vergleicht – also Marken, welche in unserem Alltag zu finden sind – merkt man, dass diese Unternehmen einen unfairen Vorteil haben. Allein durch ihr Produkt können sie für ihre Arbeitgebermarke werben. Das können kleine Unternehmen nicht so leicht. Trotz alledem gibt es viele Möglichkeiten, eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen. Ehrlichkeit ist hier von Priorität."

Frage: "Welche Wege gibt es, um eine Arbeitgebermarke aufzubauen?"

Uhlemann: "Jeder, der den Aufbau einer Arbeitgebermarke in Angriff nimmt, sollte unbedingt mit dem äußeren Erscheinungsbild beginnen. Der erste Schritt ist hier eine professionelle Website mit einer Top-Karriereseite. Darüber hinaus sollten Unternehmen darauf achten, was über sie im Internet kursiert. Schon zwei oder drei negative Bewertungen können ein schlechtes Image erzeugen – selbst wenn die Bewertungen gefälscht sind. Auch sollten die Werte eines Unternehmens durchgängig sichtbar sein, um bei den Mitarbeitern im Gedächtnis zu bleiben. Dazu gehört, die Werte des Unternehmens in der Kommunikation zu vermitteln. Geschäftsführer und Führungskräfte müssen die Werte vorleben, sodass sie sich im gesamten Unternehmen verbreiten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Werte im Unternehmen tatsächlich gelebt werden."

Frage: "Auf welche Weise unterscheidet sich die Mitarbeiterbindung von der Stärkung der Arbeitgebermarke?"

Uhlemann: "Eine starke Arbeitgebermarke ist letztendlich nur ein Mittel, um eine höhere Mitarbeiterbindung zu erreichen. In den letzten Jahren sind die Erwartungen der Arbeitnehmer an ihren Arbeitgeber deutlich gestiegen, wodurch eine starke Arbeitgebermarke nicht ausreichend ist, damit Angestellte gerne im Unternehmen bleiben. Zum Beispiel wird neben einer guten Bezahlung vor allem auch die Gestaltung der Arbeitsbedingungen und -umgebung immer wichtiger. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs."

Frage: "Mit was sollte man beginnen und wie viel kostet sowas?"

Uhlemann: "Wenn wir uns mit der Mitarbeiterbindung befassen, sollten wir eine Sache nach der anderen angehen. Zunächst einmal beginnen wir kurzfristig mit dem Dringendsten, nämlich der Einstellung von Mitarbeitern. Wenn die ersten Mitarbeiter eingestellt sind und das Unternehmen Geld aktiv Geld verdient, beginnt der Aufbau der Arbeitgebermarke. Dies ist ein langfristiges Projekt, welches sich aber bereits nach 12 Monaten auszahlt."